Ursprünglich komme ich aus dem Leistungssport Schwimmen und war immer sportlich, ausschließlich mit Vollgas, unterwegs. Deshalb kann ich sehr gut nachvollziehen, dass heutzutage tägliches Training zu einer Art Livestyle geworden ist, was seitens TikTok und Instagram unaufhörlich angeführt wird. Am Besten immer noch mehr sichtbare große Muskelgruppen bis auf die Adern ausgearbeitet, dazu noch Kalorien zählen und mit Proteinen und Nahrungsergänzungsmittel die Defizite ausgleichen wollen.
Das ist Raubbau am eigenen Körper! Die Gelenke und Wirbelsäule machen das bis zu einem gewissen Punkt und Alter mit. Früher oder später geht aber nichts mehr.
Mich selbst brachte das an schmerzhafte Grenzen und hatte drei Bandscheibenvorfälle zur Folge. Mit Anfang 30 konnte ich kein Training oder Unterricht mehr schmerzfrei durchführen. Alle Besuche beim Physio, Osteopathen oder Orthopäden halfen nur temporär. Vor ca. 15 Jahren habe ich dann meine erste Pilates-Mattenstunde besucht und das erste mal seit Jahren schlief ich die Nacht durch und war am darauffolgenden Tag so gut wie beschwerdefrei. Ich musste mehr über diese Trainingsmethode erfahren.
Schnell stellte ich fest, dass es mehrere Arten gibt. Klassisch, Contemporary, Modern, etc. Die großen Anbieter wie BASI und Stott unterschieden sich ebenfalls. Zunächst entschied ich mir für eine 2-Tages-Weiterbildung. Das zeigte direkt: viel zu viel Material für viel zu wenig Zeit um sich damit eingehend auseinander zusetzen. Es folgten 4 weitere Matten-Ausbildungen bei unterschiedlichen Anbietern. Die keep in motion PILATES-Ausbildung von Dagmar Mathis-Wiebe war für mich von allen die aussagekräftigste. Sie begleitet mich bis heute als Mentorin. Ich entschied mich bewusst nur für die Matte, da darauf alles weitere aufbaut. Seit dem habe ich unzählige Bücher gelesen, Workshops und Conventions besucht. 2018 folgte dann die Reformer-Weiterbildung.
Hier blieben für mich unzählige Fragen offen. Zudem hatte ich kein Studio in dem ich üben konnte oder gar unterrichten . Die Stundenprofile waren mir zu hektisch ohne Fokus auf die Atmung oder die mir so vertrauten Prinzipien. Die Ansagen zu ungenau. Aufgrund der vielen Umbauten entstand kein Flow innerhalb der Bewegungen, Transitions Fehlanzeige. All‘ das was eine perfekte Pilatesstunde auf der Matte auszeichnet.
Eines weiß ich deshalb sicher: eine fundierte Ausbildung ist die Basis für einen nachhaltigen Pilates-Weg. Ob man sich dabei für die klassische Methode oder modernes Pilates entscheidet, bleibt jedem selbst überlassen. Jedoch sollte man sich damit indentifizieren.
Ich lerne noch heute jeden Tag etwas Neues dazu., da ich tagtäglich mit den unterschiedlichsten Menschen arbeiten darf. Deshalb habe ich mich sehr bewusst dafür entschieden, einen neuen Weg für die Reformer-Ausbildung zu gehen.
Pilates hat sich in den letzten Jahrzehnten verändert, weil sich die Menschen die damit trainieren ebenfalls verändert haben. Viele Übungen mit starken Hyper-Extensionen oder „unbequemen“ Startpositionen führen den Teilnehmer zu keinem besseren Körpergefühl. Zudem sollten zum Beispiel Brustöffnungen aufgrund der in der Regel sitzenden Alltagpositionen, mehr im Vordergrund als Rundungen stehen.
Im Mai 2024 hatte ich das große Glück die Pilates-Heritage in Joe‘s Geburtsstadt Mönchengladbach besuchen zu dürfen. Alle dortigen Presenter hatten einen unterschiedlich Ansatz und dennoch hatten alle das selbe Ziel. Diese so wundervolle Trainingsmethode jedem zugänglich zu machen. Benjamin Degenhart sagte: „Pilates ist nicht schwarz oder weiß, es hat so viele Farben. Vor allem die Farben dazwischen, macht diese Methode so einzigartig und wirkungsvoll.“
Lolita San Miguel, die mit Kathy Grant einzige von Joe lizenzierte Trainerin, erzählte von der Arbeit mit ihm. Seine Übungen waren zwar immer gleich, aber er hat jede an den Menschen angepasst, also somit auch variiert. Die Methode ist für alle da und muss vom Trainer auf den jeweiligen Körper angepasst werden. Nicht umgekehrt!
Pilates ist spannend, herausfordernd, anstrengend, man arbeitet präventiv. Ich möchte gar nicht, dass jeder nur nach dieser Methode trainiert, sondern mit ihr. Sie ist die beste Basis für jeden Sport – egal ob Breiten- oder Spitzensport.
Es liegt einzig und allein an uns Trainern, die Vision von Joe auf eine Weise zu vermitteln, die vor allem auch das junge Publikum anspricht. Wenn wir dabei kreativ sind und moderne Ansätze nutzen, können wir alle Menschen inspirieren und gleichzeitig die Essenz von Joe’s Vision bewahren. Hätte er seinerzeit die Möglichkeit gehabt, große Gruppen mit vielleicht 15 und mehr Reformern zu unterrichten, hätte er es getan. Da bin ich mir ganz sicher.
In großen Gruppen entsteht eine Dynamik, die mit 4 oder 6 nicht zustande kommt. Starke achten auf Schwächere, helfen, alle haben gemeinsam Spaß am Sport, treiben sich gegenseitig voran. Ich möchte den Trainern vermitteln auch große Gruppen im Blick zu behalten, zu kontrollieren. Dafür benötigt man viel Erfahrung und Wissen. Mit dieser Ausbildung möchte ich den Grundstein schaffen